Historische Kelleranlage

Stadt und Schloss waren im Mittelalter zwei rechtlich getrennte Bereiche, die Grenze bildete ein tiefer Graben unterhalb des Alten Marktes, der trotz Verbauung im 18. und 19. Jh. gleich oberhalb der Häuser Hohengasse 33 und Rütschelengasse 1-5 gut abzulesen ist; immer noch führt die Schlossgasse mittels Brücke über diesen (unteren) Schlossgraben. Oben am Graben stand bis ins 16. Jh. das untere Schlosstor mit der berühmten Inschrift „BERCHTOLDUS DUX ZERINGIE, QUI VICIT BURGUNDIONES, FECIT HANC PORTAM“, eine wichtige historische Nachricht über die Bautätigkeit am Schloss von Berchtold V. von Zähringen (gest. 1218).

1322 übertrug Graf Eberhard von Kiburg/Burgdorf auch den Alten Markt dem Stadtrecht. Der Graben verlor hierauf nach und nach seine Bedeutung. In diese Senke stellte man im 18. Jh. mehrere Keller, die spätestens seit der Zeit um 1800 als Bierlagerkeller der ersten Burgdorfer Brauerei, der Brauerei Grimm, dienten und zu diesem Zweck umgebaut und gewölbt wurden. Über den Gewölben stand die grosse Brauhalle, die 1864 um Trinkhalle und Kegelbahn erweitert wurde. Nach der Verlegung der Brauerei in das schöne Backsteingebäude an der Wynigenstrasse (1903) brach man die Herrlichkeit ab und erstellte das erste Mehrfamilienhaus in Burgdorf, in den Plänen als Friedenseck bezeichnet, im Volksmund aber „Port Arthur“ geheissen, da die Mieter dort immer Streit hatten und man daher die damals tobende Schlacht zwischen Russen und Japanern bei der Belagerung von Port Arthur auf das Haus übertrug. 1980 brach man den Bau ab und erstellte das heutige Haus Schlossgässli 21. Erhalten blieben darunter die alten Bierkeller. Die Bertholdia ist zu ihrem Namengeber Berchtold in einen alten gewölbten Bierkeller gezogen. Wenn das nicht eine süffige Geschichte ist, zu der man sich zu Tische setzen und ein gutes Burgdorfer Bier geniessen kann!

Jürg Schweizer, Juli 2014